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Wie kann Reis harmonisch zubereitet werden?

Über die Hälfte der Menschheit ernährt sich heute hauptsächlich von Reis. Dieses fruchtbarste aller Getreidesorten (eine Reispflanze kann bis zu 5000 Reiskörner hervorbringen) hat eine Besonderheit: es benötigt für seinen intensivsten Wachstumsschub – dem Halmwachstum und Ährenschieben – eine von Wasser überfluteten Boden. Der Reis verbindet sich von allen Getreiden am intensivsten mit dem Wasser.

Reisfeld mit Arbeiter

Das Wasser fließt immer der Schwerkraft folgend zum Boden hin in die Horizontale. Der Reis jedoch erhebt sich unmittelbar vertikal der Sonne entgegen und trotzt der Schwerkraft auf beeindruckende Art und Weise. Er dynamisiert das Wasser in die aufstrebende vertikale Form seines Wachstums. Die Reispflanze behält als einziges Getreide eine leichte Grünfärbung bei der Ernte. Die reifen Samen weisen den höchsten Wassergehalt unter den Getreidesorten auf und müssen nach der Ernte sofort getrocknet werden, um den Wassergehalt von ca. 25% auf unter 15% zu senken. Überall begegnen wir im Reis den vertikal aufstrebenden Sonnenkräften, die das Wasser „mitnehmen“ und dynamisieren. Dies wirkt auch im menschlichen Körper dynamisierend auf den Wasserhaushalt. Wassereinlagerung wie auch Trägheiten im Wasserhaushalt des Leber-Lymphsystems können deshalb mit nur leicht gesalzener Reiskost sehr gut behandelt werden.(1) Ebenso kann bei Übergewicht von einer 3-5 tägigen Reiskur sowie auch von regelmäßigen salzarmen Reisgerichten profitiert werden, weil hier Stauungen im Lymphsystem leichter dynamisiert und in den aktiven Leberkreislauf zurück geführt werden können.


Reispflanze. Rispe

Weiterführend kann deshalb die Harmonie im Reis von dynamischen Aufrichtekräften wie auch von den mehr phlegmatischen horizontalen Wasserkräften verstanden werden. Heinz Grill beschreibt die Reispflanze in seinem Buch „Ernährung und die gebende Kraft des Menschen“ mit den seelischen Eigenschaften der Gelassenheit und des Gleichmutes. Er fördert ein friedvolles Gemüt und ein eher phlegmatisches Temperament (2). Allesamt Eigenschaften, die wir der ausgleichenden und harmonisierenden Wirkung des Wassers zuordnen können und sicherlich eher die Grundstimmung des asiatischen Raumes widerspiegelt.




Eine der physischen wie auch seelischen Ebene übergeordnete Sphäre ist die geistige Dimension des Lebens. In dieser geheimnisvollen und zunächst schwer greifbaren Welt beschreibt Heinz Grill das Getreide in folgenden Meditationsätzen:

Fortwährend und ohne Grenze wirkt der Geist aus der unsichtbaren Welt des Lichts. Die Sphäre des Kosmos ist wie ein weites schaffendes Wesen, das mit besonderer Feinsinnigkeit über den Feldern, den Ähren und den Körnerfrüchten strahlt und damit aus übersinnlicher Quelle eine höhere Kraft in die Pflanzen trägt. Wer das Getreide als seine Nahrung wählt, nimmt neben der physischen Grundlage die geistige Substanz für eine Persönlichkeitsstruktur auf, die zur Befreiung von den irdischen Abhängigkeiten beiträgt.“(3)

Welche höhere Kraft, welche geistige Substanz zeigt sich nun im Reis? Heinz Grill ordnet dem Reis als „lebendige geistige Dimension, die über dem Getreide strahlt“ die Meditation zu. Als deren Grundlage können wir die Eigenschaft der „Reinheit, die aus der Unberührtheit der Gegensätze des Lebens her rührt,“(2) werten. Diesen übergeordneten und faszinierenden Beschreibungen können wir uns zunächst nur in geduldiger Auseinandersetzung annähern. Interessanterweise lässt sich diesen Eigenschaften auch ganz gut die abkühlende, ausgleichende Wirkungen des Wassers zuordnen.


Nehmen wir die bisherigen Ausführungen als bildhafte Grundlage für die weitere praktische Ausgestaltung von Reis-Gerichten. Speziell der manchmal etwas schwerer zu erhaltende ungeschälte Natur-Rundkornreis – wir können ihn auch „Vollkorn-Risotto-Reis“ nennen - trägt die Eigenschaften des Reises in idealtypischer Art in sich. Denn gerade beim cremig gekochten Risotto muss die wässrige Konsistenz in eine gute Durchformung geführt werden.

Für den gekochten Reis gibt Heinz Grill folgende Hinweise:

Der Reis hat etwas Mildes und Weiches. Er gibt ein Empfinden, das zum Boden hinfließt, sich dem Boden annähert. Er fördert die Inkarnation.“

Dieser milde, weiche, zum phlegmatischen Temperament neigende Charakter des Reises bedarf in der Gestaltung der Reisgerichte einer besonderen Aufmerksamkeit und einer Ausbalancierung. Der Reis kann durch den Kochprozess sehr weich und phlegmatisch-schwer werden. Eine gute Vorstellung darüber, wie die Reis-Konsistenz dennoch geformt und strukturiert (Bild) werden soll bildet eine wichtige Grundlage vor dem Kochen und sollte immerfort in der Vorstellung bewegt werden. Ebenso ist eine gezielte Auswahl eines aktivierenden Gewürzes oder Krautes sinnvoll. Beispielsweise können Zimt für Süßspeisen oder Kurkuma für pikante Reisgerichte die wässrigen Kräfte im Reis gut durchdringen und auf harmonische Weise mit den Sonnenkräften verbinden. Zudem kann auf die Beigabe einer oder mehrerer knackigen Zutaten geachtet werden, die das sonst leicht einseitige weiche Sinnes Erlebnis der Reisgerichte ausgleicht.


Siehe Reisgerichte im Blog...



Quellen:

(1) Udo Renzenbrink: Die Sieben Getreide; Kapitel: Der Reis, 1981 Rudolf Geering Verlag

(2) Heinz Grill: Ernährung und die Gebende Kraft des Menschen, S.184f

(3) Heinz Grill: Ernährung und die Gebende Kraft des Menschen, S. 59

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